Schlafprobleme und Schlafstörungen verstehen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Gesundheitsbasics

Was sind Schlafstörungen

Schlafstörungen sind heutzutage sehr weit verbreitet und ein großes Problem für die Betroffenen, denn sie wirken sich auf unsere körperliche und geistige Gesundheit aus. Die sogenannte Insomnie bezeichnet einen Zustand der Schlaflosigkeit und ist in diesem Artikel nicht gemeint. Denn die meisten Menschen können schlafen, doch ist die Qualität des Schlafs beeinträchtigt, was zu einer nicht ausreichenden Regeneration und damit zu Erschöpfung und Müdigkeit am Tage, einer verringerten Leistungsfähigkeit und auf Dauer zu weiteren Beschwerden oder Erkrankungen führt. Weitere Faktoren, die den Schlaf beeinträchtigen können sind Atemstörungen wie Schnarchen oder nächtliche Atempausen (sogenannte Schlafapnoe), Alpträume oder Schlafwandeln.

Die häufigsten Probleme beim Schlafen sind chronische Ein- und Durchschlafstörungen (das heißt mindestens dreimal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten) sowie das frühzeitige Erwachen am Morgen. Dadurch sind sowohl die Schlafdauer als auch die Schlafqualität verringert. In diesem Artikel werden die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Schlafproblemen näher beleuchtet.

Warum ist gesunder Schlaf wichtig?

Schlaf ist die wahrscheinlich wichtigte Möglichkeit des Körpers zur Regeneration. Im Schlaf wird optimiert, entgiftet, repariert und verarbeitet, was tagsüber auf uns eingewirkt hat. Das Immunystem wird aktiv, um uns vor Infektionen zu schützen, alte Zellen werden abgebaut. Der Stoffwechsel wird ausgeglichen. Kurz gesagt: alle schädigenden Einflüsse des Tages (zum Beispiel körperlicher oder psychischer Stress, schlechte Ernährung, Verletzungen usw.) sollen im Schlaf „neutralisiert“ werden, sodass der Körper am nächsten Morgen frisch und munter ins nächste Abenteuer starten kann. Doch auch auf mentaler und emotionaler Ebene profitieren wir von einem erholsamen Schlaf. So werden in der Nacht die Eindrücke des Tages verarbeitet und gespeichert oder wieder verworfen. Ich stelle mir das vor wie das Formatieren einer Festplatte. Unbrauchbares wird verworfen, Brauchbares wird mit anderen Inhalten verknüpft und verarbeitet, sodass der Geist am Morgen ebenso frisch und aufnahmebereit ist wie der Körper.

Ursachen von Schlafproblemen

Die folgende Aufzählung ist keinesfalls vollständig. Schlafstörungen können bei einer Reihe von Erkrankungen eine Rolle spielen. Dazu gehören unter anderem neurologische, psychische Erkrankungen, Herz- und Lungenerkrankungen. Aber auch die Wechseljahre oder bestimmte Medikamten beinflussen den Schlaf negativ. Im Folgenden zähle ich Ursachen auf, denen ich in meiner Praxis für Darm- und Hormongesundheit am häufigsten begegne.

Lebensstil

In meinem Verständnis spielt der Lebensstil bei der Entstehung der allermeisten Erkrankungen eine sehr große Rolle. So auch bei Schlafstörungen. Der Schlaf kann durch bestimmte Verhaltensweisen am Tage oder Schlafgewohnheiten gestört werden. Zu den Gewohnheiten, die das Ein- oder Durchschlafen erschwerden, zählen zum Beispiel:

  • unregelmäßige Schlafenszeiten und Schichtarbeit
  • Einnahme aufputschender Mittel wie Kaffee, Tee, zuckerhaltige Getränke oder Nahrungsmittel vor dem Schlafengehen
  • Alkohol
  • großes, spätes Abendessen
  • viel Trinken am Abend
  • Medienkonsum am Abend
  • zu warme oder zu kalte Umgebungstemperatur
  • Licht und Lärm (z. B durch schnarchende Partner oder Hunde, Nachbarn, Baustellen…)
  • elektromagnetische Strahlung von WLAN-Routern, Smartphones, Tablets…

Hormonelle Ursachen

In meiner Praxis begegnen mir die meisten Schlafstörungen im Zusammenhang mit hormonellen Ungleichgewichten. So wissen wir wahrscheinlich alle, dass Stress einen manchmal nicht einschlafen lässt. Am nächsten Tag steht ein wichtiger Termin an oder man macht sich Sorgen über ein krankes Familienmitglied und grübelt im Bett vor sich hin. Oder man wacht mitten in der Nacht (oft gegen 3 Uhr) auf und kann nicht wieder einschlafen. Das sind normale Reaktionen auf akuten Stress, doch in der heutzutagesind wir meist chronischem Stress ausgesetzt und das ist problematisch für das Hormonsystem.

 Die Nebennierenschwäche – Ausdruck chronischen Stresses

Die Nebennieren sind paarige Organe, die den Nieren aufsitzen. Sie sind für die Produktion von Hormonen verantwortlich. Unter chronischem Stress produzieren die Nebennieren vermehrt Cortisol – unser „Langzeitstresshormon“, was Energie für den Körper bereitstellt, damit dieser den Stress überwinden kann. Früher – damit meine ich ganz früher, als unsere Vorfahren noch in Wäldern und Höhlen lebten – gab es fast nur akuten, aber kurzzeitigen Stress (der Säbelzahntiger im Gebüsch vor Dir). Hatte man dieses Ereignis überlebt, konnte man sich davon wieder erholen. In der heutigen Zeit stehen die meisten Menschen jedoch unter Dauerstress (hier die Deadline, dort die Kinder, hier Familienmitglieder und Freunde, aber eigentlich will man auch Zeit für die eigenen Hobbys usw.). Die Erholungsphasen sind sehr rar geworden. Wenn die Nebennieren ständig Cortisol produzieren müssen, geraten sie irgendwann aus dem Takt und regulieren dann die Cortisolproduktion herunter. So kann es passieren, dass das Cortisol plötzlich in der Nacht ansteigt und uns wach macht. Der natürliche Biorhythmus, der eng mit dem Sonnenlicht, also dem Tag-Nacht-Rhythmus zusammenhängt, ist völlig durcheinander. Dies kann weitere hormonelle Probleme hervorrufen wie Zyklusstörungen oder Schilddrüsenprobleme.

 Symptome der Nebennierenschwäche

Eine Nebennierenschwäche hat viele Gesichter. Hier eine kleine Auflistung möglicher Beschwerden (nicht erschöpfend):

  • Schlafstörungen
  • Heißhunger
  • Erschöpfung
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Infektanfälligkeit
  • unreine Haut
  • Zyklusstörungen
  • lange Regenerationszeiten nach Sport
  • Haarausfall
  • innere Unruhe, Greiztheit
  • depressive Verstimmung
  • Kopfschmerzen
  • Fetteinlagerungen in der Körpermitte (Stammfettsucht)

Behandlungsmöglichkeiten bei Schlafproblemen

 Schlafhygiene

An erster Stelle stehen in meiner Praxis immer Veränderungen des Lebensstils, denn meist kann nur so die Ursache der Beschwerden behoben werden. Zu konkreten Tipps für ein förderliches Schlafverhalten komme ich weiter unten. Hier wird individuell bewertet, welche Faktoren den Schlaf behindern und wie diese in förderliche Verhaltensweisen umgewandelt werden können. Eine gute Schlafhygiene kann Schlafprobleme in vielen Fällen bereits deutlich vermindern, sodass sich die Tagesbefindlichkeit verbessert.

Medikamentöse Therapien

Je nach Ursache oder Erkrankung kommen in meiner Praxis auch naturheilkundliche Mittel wie Pflanzenextrakte oder Mikronährstoffe zum Einsatz. So wirken einige Pflanzen beispielsweise entspannend und schlaffördernd. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass pflanzliche „Schlafmittel“ den natürlichen Schlafrhythmus fördern und nicht abhängig machen wie es bei einigen ärztlich verschreibungspflichtig erhältlichen Medikamenten der Fall ist. Mikronährstoffe – also Vitamine, Mineralien und Spurenelemente – sind wichtig für alle Funktionen des Körpers und können somit – richtig angewandt – den Schlaf verbessern.

Gespräche, Psychotherapie und Entspannungsverfahren

Da Stress meist eine Rolle bei Schafstörungen spielt, sollte bei einer ganzheitlichen Behandlung auch die mental-emotionale Ebene angesprochen werden. Durch Gespräche können Stressoren ausfindig gemacht und emotionaler Ballast verarbeitet werden. Dazu bedarf es in einigen Fällen auch einer Psychotherapie, z. B. kognitive Verhaltenstherapie. Auch das Erlernen bestimmter Entspannungsverfahren wie Atemtechniken, Yoga Nidra, Body Scan, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training kann dazu beitragen, Entspannung in den Alltag einzuladen und damit dem Körper – auch zwischendurch – die Möglichkeit zur Selbstregulation zu geben.

Tipps für einen besseren Schlaf (zum sofort Umsetzen, ohne Nebenwirkungen)

  • Räume Dein Schlafzimmer auf, lüfte regelmäßig.
  • Sorge für Dunkelheit, entweder durch Verdunklungsvorhänge oder eine Schlafmaske.
  • Sorge für Ruhe, verbanne tickende Uhren, schnarchende Partner oder Tiere oder trage – für den Hausfrieden – Ohrenstöpsel.
  • Halte die Temperatur im Schlafzimmer bei etwa 18 °C.
  • Iss Deine letzte Mahlzeit etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen.
  • Trinke vor dem Schlafen so wenig, dass Du in der Nacht nicht auf Toilette musst. (Trinke lieber tagsüber mehr).
  • Gehe zur selben Zeit ins Bett und stehe zur gleichen Zeit auf – am besten auch am Wochenende.
  • Gehe viel an die frische Luft und tanke Sonnenlicht. Das reguliert die Hormonproduktion auf natürlichem Wege.
  • Führe ein Schlaftagebuch. Halte Deine Schlafenszeiten, Schlafqualität, Mahlzeiten und Träume gleich nach dem Aufwachen am Morgen fest.
  • […]

Fazit

Chronische Schlafstörungen sind weit verbreitet und führen nicht nur zu Tagesmüdigkeit. Menschen mit Schlafstörungen haben langfristig ein höheres Risiko an bestimmten Krankheiten zu erkranken wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Hormonsystems usw. Daher sollten wir diesen extrem wichtigen Teil unseres Tages nicht vernachlässigen. Die Ursachen der Schlafstörungen sind sehr vielfältig und sollten ausführlich untersucht werden, damit anschließend die passende Behandlung erfolgen kann.

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